Der Mt. Kailash ist ein heiliger Berg für Buddhisten und Hindus und liegt im Westlichen Teil von Tibet. Er ist 6700 m hoch und gilt den Buddhisten als Wohnort der Götter und den Hindus als Thron von Shiva. Für die Gläubigen ist der Berg die Achse des Universums. Aus diesem Grund wurde er noch nie bestiegen. Er wird traditionell im Uhrzeigersinn umrundet. Er soll die spirituelle Kraft haben, bei einer Umrundung (Kora) das schlechte Karma eines ganzen Lebens zu löschen.
Bei den Buddhisten heißt es – wenn man es schafft, den Berg 108-mal zu umrunden erreicht man die unmittelbare Erleuchtung und erhält den direkten Einzug in das Nirwana bzw. einen Ausstieg aus dem ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt.
Für diese Umrundung 51 km benötigen Westler wegen der Höhenanpassung etwa 3 Tage. Höchster Punkt ist der Pass Dolma La 5600 m. Hier beträgt der Sauerstoffgehalt nur 60 Prozent.
Der Mt. Kailash liegt im Zentrum eines Gebiets, das für den gesamten Wasserlauf des tibetischen Hochlands von zentraler Bedeutung ist. In seinem Gebiet entspringen die vier großen Flüsse des südasiatischen Raums: im Norden der Indus, im Osten der Yarlung Tsangpo (Brahmaputra), im Westen der Satluj, ein Zufluss des Indus, und im Süden der Karnali, ein Zufluss des Ganges. Diese Flüsse haben einen maßgeblichen Anteil an der Wasserversorgung des gesamten indischen Subkontinents. Die religiöse Bedeutung ist eng mit diesem Umstand verbunden.
Bis vor wenigen Jahren galt die Region Ngari im Westen Tibets, in der das Gangdisê-Gebirge liegt, als eines der unzugänglichsten Gebiete der Welt. Die Landschaft liegt in einer durchschnittlichen Höhe von über 4500 m. Der Himalaja trennt hier Indien, Nepal und China sowohl geografisch als auch politisch. Der Kailash liegt näher an Indien als an dem Ballungsgebiet Lhasa. Die Entfernung von Delhi zum Kailash beträgt 980 km, während Lhasa 1.280 km entfernt ist. Der Kailash war bis vor kurzem nur mit großem Zeitaufwand zu erreichen. Inzwischen ist die Anreise durch den knapp 200 km entfernten Flughafen Ngari-Günsa und die durchgehend asphaltierte Nationalstraße G219 einfach geworden.
„Kein Ort ist wundervoller als dieser“, hat der Yogi Milarepa (1052–1135) gesagt, der der Überlieferung nach als der einzige bisherige Besteiger des Berges gilt, an dessen Fuß er lange Zeit in völliger Abgeschiedenheit lebte.
Die erste Genehmigung zur Besteigung wurde zwar 1985 Reinhold Messner erteilt, der eine Genehmigung für das umgebende Gebiet beantragte. Dieser verzichtete aber auf die Ausführung. Seitdem gab es keine weitere Erlaubnis, auch nicht im Jahr 2001, als der spanische Bergsteiger Jesús Martinez Novas seine geplante Expedition als „politische Demonstration gegen Umweltzerstörung und für größeres, globales Bewusstsein“ deklarierte. Dies führte jedoch zu weltweiten Protesten verschiedener Religionsgruppen, die, unterstützt von berühmten Bergsteigern, eine Besteigung des Kailash ablehnen.
Fotos: Wolfgang Günter





